Angst ist die Saat der Unterwerfung. Angst versucht, dich davon zu überzeugen, dass Gehorsam sicherer ist als Widerstand, dass Schweigen uns schützt, dass Unterwerfung der Preis für das Überleben ist.
Der Autoritarismus weiß das genau. Deshalb kümmert er sich nicht um die Wahrheit, denn er verlangt nicht unseren Glauben – er will nur, dass wir uns ihm beugen.
Er gedeiht in einer Welt, in der die Menschen aufhören, nach der Wahrheit zu suchen, aufhören zu fragen, warum - in der Angst ist ihr Instinkt betäubt, das Unakzeptable abzulehnen.
In Der Mensch in der Revolte erinnert uns Albert Camus daran, dass wahre Rebellion das Gegenteil autoritärer Zerstörung ist.
Es ist der Akt, aufzustehen und NEIN zu sagen – nicht aus Hass, sondern weil wir in uns ein unerschütterliches JA tragen: ein JA zur Würde, zur Gerechtigkeit, zu einer Welt, in der kein Mensch auf ein bloßes Objekt der Macht reduziert wird.
Ein JA zu einer Welt, in der unser gemeinsames menschliches LebendigSein aufblühen und sich ausdrücken kann.
Für Camus ist der Rebell jemand, der nicht dem Zynismus und der Verzweiflung verfällt. Zu rebellieren bedeutet, das Leben zu bejahen – Widerstand zu leisten heißt nicht nur, äußere Unterdrückung zu bekämpfen, sondern auch der eigenen Versuchung zu widerstehen, gleichgültig und taub zu werden. Es ist die Weigerung, sich von Angst definieren zu lassen. Es ist das Bekenntnis:
Ich werde nicht zu dem, was ich bekämpfe. Ich werde frei werden. Ich werde ein voll und ganz lebendiger Mensch werden.
Die Geschichte zeigt uns, dass jedes System, das auf Angst gebaut ist, irgendwann unter seinem eigenen Gewicht zusammenbricht. Doch der Rebell wartet nicht auf die Geschichte. Der Rebell handelt, spricht, verweigert sich, erschafft. Der Rebell besteht darauf, dass etwas Besseres möglich ist. Jetzt.
Angst ist eine reale menschliche Erfahrung. Aber das ist Trotz auch. Und in diesem Trotz liegt Hoffnung. Im Geist des Widerstands werden bessere Zukünfte erschaffen.
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Niels Koschoreck